Familie
Die Deutsche
Elena De Tomaso gehört zu den privilegierten jungen Menschen in Süditalien: Ihre Eltern verdienen gut, sie studiert ein Fach, mit dem sie selbst in ihrer Region Chancen hätte, einen Job zu bekommen. Trotzdem will sie auswandern.
Elena de Tomaso will weg. Weg aus ihrer Heimatstadt Turi, wo sie seit 25 Jahren lebt, dem großen Haus der Eltern direkt an der Bahnstrecke, den Kirschbaumwiesen ihrer Großeltern und der Bar im Zentrum, wo sie sich einmal im Monat mit ihren Freundinnen trifft. Weg aus Süditalien mit all seiner Sonne, seinen Olivenhainen, der mediterranen Küche – und 60,9 Prozent Jugendarbeitslosigkeit.
Doch es ist nicht die Angst vor der Arbeitslosigkeit, die Elena de Tomaso antreibt.
Es ist ihr Heimatland selbst.
Heute ist der zweite Juni, Italien feiert das Fest der Republik. In Rom paukt eine Militärparade durch die Stadt, Düsenjets malen die Nationalfarben in den Himmel. Elena de Tomaso isst Weißwürste und Kartoffelsalat: 300 Gramm Kartoffeln, ein halber Apfel, eine halbe Zwiebel, saure Gurken in kleinen Stücken, 150 bis 200 Gramm Mayonnaise mit einem Schuss Essig, Salz und Pfeffer.
Elena de Tomaso liebt das Rezept.
So wie sie fast alles an Deutschland liebt – und sie so einiges an Italien nervt: die Unpünktlichkeit, die Unzuverlässigkeit, die Willkür. Viel zu oft verspätet sich die Bahn zur Uni oder fällt auf halber Strecke ganz aus. Dann muss sie umsteigen oder eine Stunde auf die nächste Verbindung warten. Dabei verliert sie kostbare Zeit, in der sie lernen könnte.
Und die Faulheit vieler Italiener! Einmal brauchte sie einen Stempel in ihrem Pass. Der Beamte aber saß den ganzen Tag mit seinen Kollegen im Café. „Wie kann das sein?,“ fragt sich de Tomaso. Er dauerte zwei Wochen, bis sie ihren Pass zurückbekam. In anderen Ländern wie Deutschland würde es nicht so laufen. Denkt sie. Dort erledige man seine Sachen und könne dann wieder nach Hause gehen. Sagt sie.
Die Siesta, die italienische Leidenschaft, das Dolce Vita – für de Tomaso qualvolle Ineffizienz.
Darum will sie weg aus Apulien mit seinen 821 Kilometern Küste, wo die Luft in den Häfen fischig riecht, sich Wolkenberge über dem Meer auftürmen, der Wind an den Uferpromenaden pustet und sich die Hitze in den engen Gassen der Altstädte einnistet.
„Du bist ja wie eine Deutsche“, sagten ihre Freundinnen schon in der Schule zu ihr. Doch es geht de Tomaso nicht nur um Ordnung und Pünktlichkeit. Schon als Kind wollte sie wissen, wie die Dinge funktionieren. Was passiert, wenn man das Licht anmacht oder ein Auto startet. Ihre Lieblingsfächer waren Mathe, Physik und Chemie. Während andere nach der Schule überlegten, ob Weltreise oder Studium, entschied sich de Tomaso zwischen Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen.
Im Sommer wird sie für einen Monat in Berlin an einer Summer School teilnehmen. Danach möchte sie ihre Masterarbeit in Deutschland schreiben und später am liebsten für ein deutsches Unternehmen arbeiten. Denn die Deutschen sind organisiert, dort funktioniert alles, dort wollen die Menschen arbeiten. Denkt sie. „Wir alle wissen, dass die Deutschen so sind.“ Sagt sie.
Elena de Tomaso war erst einmal in Deutschland. Für drei Stunden.
Am Flughafen Frankfurt Hahn wartete sie auf einen Anschlussflug nach Bari und trank dort Kaffee in einer Bar, genauer gesagt, sehr viel Kaffee in einer großen Tasse. Für de Tomaso war er furchtbar, wie schwarzes Wasser. „Er hatte keinen Geschmack!“
Im Haus der de Tomasos köcheln Involtini di Carne, Rindfleischröllchen mit Schinken und Käse, auf dem Herd. Es riecht nach eingemachten Tomaten und Gewürzen: Lorbeer, Knoblauch und Petersilie. Elenas Mutter, Rosa de Tomaso, hat das Fleisch bereits gestern Abend vorbereitet, jetzt schält sie Äpfel für den Obstsalat. Elenas Vater Guiseppe de Tomaso bringt einen Korb voll Kirschen von einem Spaziergang mit. Ihre Tochter holt Gläser aus dem Schrank im Esszimmer, deckt dort den Tisch, faltet Servietten. Zwischendurch tippt sie etwas in ihr Handy. Draußen bellen Hunde. Die leichten Gardinen zeigen nur Schemen von der Außenwelt, von dem Italien, in dem Elena de Tomaso zu viel Chaos herrscht.
Heute ist Sonntag, der einzige Tag, an dem Elenas Familie die Muße für ein gemeinsames Mittagsessen hat. Unter der Woche bestimmt Arbeit den Rhythmus des Zusammenlebens: Der Vater kommt als Chefredakteur der größten apulischen Regionalzeitung erst spätabends gegen elf nach Hause; die Mutter gibt als Lehrerin an der Grundschule in Turi nachmittags oft noch Unterricht. Ihre Tochter lernt mal an der Polytechnischen Universität in Bari, mal zu Hause.
Guiseppe de Tomaso sitzt am Kopfende des Tisches. Der Druck eines Dschungelgemäldes hängt an der Wand hinter ihm. Wie Treppenstufen sind die Palmblätter darauf angeordnet, so aufgeräumt wie der Urwald nirgendwo existiert. Wenn Elenas Vater an Deutschland denkt, dann denkt er an einen ausgewogenen Haushalt, an Jens Weidmann von der Bundesbank, daran, was Helmut Kohl für Europa gemacht hat. „Italien dagegen hatte nie wirklich hochrangige politische Persönlichkeiten“, sagt er. „Camillo Benso von Cavour, Alcide de Gasperi, das waren Ausländer.“ Aufmerksam verfolgt seine Tochter das Gespräch, ihre großen braunen Augen hinter den Brillengläsern wandern vom einen Gesprächspartnern zum anderen. Guiseppe de Tomasospricht ruhig, faltet die Hände vor dem Gesicht. Er wirkt wie ein Vater und Chef, der zuhören kann.
Nach dem Essen sitzen Mutter Rosa und Elena auf dem Sofa. Elena lächelt viel, oft schickt sie dem Ende einer Aussage ein kurzes Lachen hinterher. Dann wackeln ihre halblangen dunklen Locken. Mutter und Tochter halten sich im Arm, drücken sich. Die de Tomasos stehen sich nahe. Sind sie nicht zusammen an einem Ort, halten sie über das Telefon fast durchgängig die Verbindung. „Mammi“ oder „Papi“ steht auf dem Display, wenn Elena mit ihren Eltern telefoniert. Rosa de Tomaso kann es verstehen, dass so viele weg wollen: „Die jungen Menschen sind dankbar, wenn sie im Ausland einen Job bekommen. Das Einkommen ist meist höher als hier. Die Steuern sind deutlich geringer.“ Alles scheint besser als die Situaion in Italien.
Die Zeit in der Familie de Tomaso war immer zu knapp. Dafür stimmte das Geld – ein Grund, warum ihre Tochter nicht unbedingt weg müsste. Sollte es nach dem Studium mit dem Job nicht sofort klappen, könnten ihre Eltern sie unterstützen. Und wenn sie nächstes Jahr ihren Master in Maschinenbau abgeschlossen hat, dann gäbe es hier Bosch, Mermec, Blackshape, Enel – alles potentielle Arbeitgeber für die Maschinenbaustudentin.
Es ist Dienstag. Die Bahn hat de Tomaso heute pünktlich nach Bari gebracht, eben hatte sie eine Vorlesung, jetzt läuft sie ein Stockwerk nach oben in einen hellen Arbeitsraum. An manchen Morgen ist sie hier die erste, aber heute ist bereits Mittag und die meisten Plätze an den langen Tischreihen sind besetzt. De Tomaso legt Stifte, Taschenrechner, Hefte, Bücher für ihre Arbeit nach der Mittagspause bereit. Dann holt sie sich mit ihrer Freundin Miki an der Bar gegenüber der Uni ein Sandwich. Hitze steigt vom dunklen Asphalt auf, die Abgase der vorbeifahrenden Autos liegen schwer in der Luft. Miki hat Erasmus in Budapest gemacht. Die nettesten Studenten, die sie dort kennenlernte, waren Deutsche. Sie will in Deutschland ein Praktikum machen. Mindestens.
Aus Italien, so scheint es, will jeder weg.
Auf ihrem Handy hat Elena ein Foto vom Tag ihres Bachelorabschlusses. Sie trägt einen Kranz im Haar, die dunklen Locken rahmen ihr ovales Gesicht. Neben ihr steht ein großer junger Mann. Es ist ihr damaliger Freund. Ein paar Wochen nach der Aufnahme ging er für einen Job nach Luxemburg. Elena besuchte ihn im August. Er ließ drei Wochen nichts mehr von sich hören, schrieb dann nur eine kurze Abschiedsmail. Seine Zukunft war nun eine andere.
Auch Elenas Großmutter kennt Geschichten vom Auswandern: Einer ihrer Brüder lebte in Südafrika und London, einer war für drei Jahre in Deutschland. In Düsseldorf oder Frankfurt. Ist lange her. Antonia Spinelli sitzt vor einem massiven Holzbrett in ihrer Wohnung, schneidet mit einem Messer kleine Stückchen von Teigrollen ab, zieht sie mit leichtem Druck des Messers in die Länge und stülpt sie mit dem Finger um. Sie formt Orecchiette, kleine Öhrchennudeln, die sie heute zum Mittag kocht.
Die Wohnung von Antonia Spinelli liegt zehn Minuten zu Fuß von Elenas Elternhaus entfernt. Ihre Enkelin sitzt neben ihr und versucht sich an einer Orecchiette. Lachend zeigt sie das Ergebnis. „Vor 10 Jahren habe ich es das letzte Mal versucht“, sagt sie.
„Die Kinder haben keine Zeit. Sie haben anderes zu tun“, sagt ihre Großmutter. „Wenn sie Arbeit haben, die sie verrichten müssen, dann ist das so.“ Sie erinnert sich noch gut, wie ihre Mutter ihr Orecchiette beibrachte. „Die Tradition war eben sehr wichtig. Aber jetzt sind schon einige gegangen. Wir sind ja gar nicht mehr so viele.“
Elena de Tomaso hat sechs Cousins und Cousinen. Eine arbeitet in London, ein anderer in Cambridge, eine dritte war in Luxemburg. Ihre jüngere Schwester ist vor einem Jahr für ein Medizinstudium nach Campobasso gezogen, nach ihrem Studium will sie in der Schweiz arbeiten.
„Auch wenn ich in Italien bleiben würde, käme der Tag, an dem ich nicht mehr zu Hause wäre. Und heutzutage ist man in nur wenigen Stunden in Berlin.“ Berlin, die Stadt, die mehr Urwald ist, als das Bild im Esszimmer der de Tomasos. Wenn sie über ihr Studium und ihre Zukunft spricht, wird ihre Stimme sicher. Sie spricht dann sehr schnell, als hätte sie Angst, sie ihre fehle die Zeit von ihren Plänen zu berichten.
Während in Rom Militärparaden durch die Straßen und Flugzeuge die Trikolore über den Himmel ziehen, freut sich Elena de Tomaso auf ein deutsches Mittagessen. Einen Tag zuvor hat sie einen Brief erhalten. Es ist die Zusage für ein Stipendium für die Summer School in Berlin. 1545 Euro. So viel Geld für einen Monat. Sie kann es kaum glauben. In Italien gäbe es das nicht.
Es ist der 2. Juni, Italien feiert das Fest der Republik, und Elena De Tomaso freut sich über eine Einladung zu einer deutschen Mahlzeit. Während in Rom eine Militärparade durch die Stadt paukt, isst sie im Süden des Landes Weißwürste mit Kartoffelsalat. Sie liebt das Gericht. Wie Elena De Tomaso, 25, so vieles an Deutschland liebt.
An Italien dagegen nervt sie: die Bürokratie, die Unzuverlässigkeit, die Korruption. Viel zu oft verspäte sich die Bahn zur Uni oder falle auf halber Strecke ganz aus. Dann muss sie umsteigen oder eine Stunde auf die nächste Verbindung warten. Einmal brauchte sie einen Stempel in ihrem Pass. Der Beamte aber habe den ganzen Tag mit Kollegen im Café gesessen. Es dauerte zwei Wochen, bis sie das Dokument zurückbekam. „Wie kann das sein“, fragt De Tomaso.
Elenas Mutter über die Pläne ihrer Tochter
Die tägliche Siesta, die italienische Unbeschwertheit, das Dolce Vita – wovon Deutsche schwärmen, ist für De Tomaso qualvolle Ineffizienz. Deshalb will sie weg. Für ein Seminar über Energiewirtschaft wird sie für einen Monat nach Berlin gehen. Danach will sie ihre Masterarbeit in Deutschland schreiben und später dort leben. Am liebsten mit einem deutschen Mann und einem Arbeitsplatz in einem deutschen Unternehmen.
Sie ist nicht die Einzige, die weg will.
In Süditalien ist jede dritte Person von Armut gefährdet, meldete das italienische Wirtschaftsinstitut Svimez im März. Die Ökonomen nennen nicht nur Zahlen, sie prognostizieren eine „menschliche Wüste“, einen „demografischen Tsunami“ und „permanente Unterentwicklung“. Denn seit der Wirtschaftskrise verloren im Süden mehr als eine halbe Million Menschen ihren Job. Seitdem verlassen viele Bewohner ihre Heimat, unter ihnen oft die am besten Ausgebildeten. Mehr als 70.000 Italiener zogen im vorletzten Jahr offiziell nach Deutschland.
Einmal war sie in Deutschland – für drei Stunden
Für Elena De Tomaso spielt es keine Rolle, dass die Deutsche Bahn im letzten Jahr knapp 8000 Stunden Verspätungen sammelte. Pro Tag. Oder dass Berliner zwei Monate auf einen Termin im Bürgeramt warten müssen.
'Ich liebe dich' klingt schöner als 'Ti amo'. Elena De Tomaso
De Tomaso war erst einmal in Deutschland. Für drei Stunden. Am Billig-Flughafen Frankfurt Hahn wartete sie auf einen Anschlussflug nach Bari, dabei trank sie Kaffee. „Eigentlich war das schwarzes Wasser in einer großen Tasse“, sagt sie.
In der Küche köcheln Involtini di Carne, Rindfleischröllchen mit Schinken und Käse. Es riecht nach eingemachten Tomaten, Lorbeer, Knoblauch und Petersilie. Elenas Mutter hat das Fleisch bereits gestern Abend vorbereitet, jetzt schält sie Äpfel für den Obstsalat. Elenas Vater bringt einen Korb voll Kirschen. Seine Tochter holt Gläser aus dem Schrank im Esszimmer, deckt den Tisch, faltet Servietten. Die leichten Gardinen vor den Fenstern zeigen nur Schemen der Außenwelt, jenem Italien, in dem ihr zu viel Chaos herrscht.
Heute ist Sonntag, der einzige Tag, an dem die Familie Zeit für ein gemeinsames Mittagessen hat. Unter der Woche gibt die Arbeit den Rhythmus vor: Vater Guiseppe kommt als Chefredakteur einer der größten süditalienischen Regionalzeitungen erst spätabends nach Hause; Mutter Rosa gibt als Grundschullehrerin auch nachmittags oft Unterricht. Ihre Tochter lernt häufig an der Universität von Bari.
Elenas Vater übers Auswandern
Wenn Elenas Vater an Deutschland denkt, denkt er an einen ausgeglichenen Staatshaushalt, an Jens Weidmann, Chef der Bundesbank, daran, was Helmut Kohl für Europa geleistet hat. Von italienischen Politikerin hält er nicht viel: „Italien hatte nie wirklich herausragende politische Persönlichkeiten.“
Dienstagvormittag. Die Bahn hat Elena heute pünktlich nach Bari gebracht. Nun lernt sie zusammen mit ihrer Freundin Marina für die nächste Prüfung über Wärmekraftwerke. Marina war für ein Austauschsemester in Budapest. „Die nettesten Studenten dort waren Deutsche.“ Sie will in Deutschland ein Praktikum machen. Obwohl es in der Technologiebranche auch in Apulien Jobs gäbe, wenn auch wenige.
Ich frage mich, ob die jungen Auswanderer in ihrer neuen Heimat Fremde bleiben, auch wenn sie gute Jobs haben. Elenas Mutter
Auf ihrem Handy hat Elena ein Foto vom Tag ihres Bachelorabschlusses. Sie trägt einen Blumenkranz im Haar, neben ihr steht ein junger, großer Mann; ihr damaliger Freund. Ein paar Monate danach ging er für einen Job nach Luxemburg. Lange ließ er gar nichts von sich hören, dann kam eine kurze Abschiedsmail. Seine Zukunft lag nun in einem anderen Land.
Elena hat bei vielen, die fortgehen, das Gefühl, dass sie herabschauen auf die, die bleiben. Sie war 17, als die Krise begann. In der Phase, in der junge Menschen übers Später nachdenken, sah sie, wie Familienmitglieder und Freunde ein Leben im Ausland planten oder es sich wünschten. Elenas Generation ist eine verlorene für Süditalien. Im doppelten Sinn: Sie geht nicht nur zum Arbeiten weg, vielmehr will sie der Heimat den Rücken kehren.
Alle verstehen, dass Elena weg will
Auch Elenas Großmutter kennt Geschichten vom Auswandern. Einer ihrer Brüder lebte in Südafrika und Großbritannien, einer war für drei Jahre in Deutschland. In ihrer Wohnung, nicht weit vom Haus der De Tomasos, formt sie Orecchiette, kleine Öhrchennudeln, die sie heute zu Mittag kocht. Ihre Enkelin sitzt neben ihr und knetet den Teig. „Vor zehn Jahren habe ich es das letzte Mal probiert“, sagt sie und lacht über die unförmige Kugel zwischen ihren Fingern.
„Die Kinder haben keine Zeit“, sagt ihre Großmutter. „Sie haben anderes zu tun.“ Mit Elena geht auch die Tradition fort.
Antonia Spinelli, Elenas Großmutter, blieb; ihr Mann war Landwirt. Elenas Eltern sind geblieben. Aber alle verstehen, dass Elena weg will.
Elenas Großmutter über ihre Enkelin
„Die Politiker machen zu wenig für die Jugend“, sagt Antonia Spinelli.
„Die jungen Leute sind dankbar, wenn sie im Ausland einen Job bekommen“, sagt Elenas Mutter. „Das Einkommen ist höher, die Steuern sind deutlich geringer.“
Warum also sollte ihre Tochter bleiben? Warum sollte ihr Sehnsuchtsort nicht in einem anderen Land liegen – selbst wenn sie es nicht kennt?
Ihr Vater weiß warum: „Wir exportieren die Intelligenz, anstatt sie zu importieren.“ In den nächsten Jahren werden die Besten das Land verlassen haben. „Das ist unser Problem.“ Trotzdem unterstützt er den Wunsch seiner Tochter.
In ihrem Zimmer hütet Elena einen Schatz: ein Deutsch-Wörterbuch für italienische Gastarbeiter von 1961. Ihr Großonkel hat es ihr vererbt.
Und zum Schluss noch eine Focaccia – Antonia Spinellis Rezept: