

Reporter reisen
nach Süditalien
Der Süden Italiens ist reich an Sonne, Fisch und Oliven, aber arm an Perspektiven: Zwischen Mafia, Kirche und Patriarchat bleibt für Neues kein Platz. Dachten wir. Dann sind wir nach Apulien gefahren.
Arbeit
Es stimmt: Jeder zweite Jugendliche in Süditalien hat keinen Job. Und gerade die gut Ausgebildeten suchen ihr Glück anderswo. Was aber auch stimmt: Apulien hat eine blühende Filmlandschaft, eine lebendige Start-up-Szene und junge Leute, die etwas bewegen wollen – so wie Monica, Luana und Fabio.
Familie
Aussichtslos, arbeitslos, abgehängt. Das war das Bild, das wir uns von der Jugend im Süden Italiens gemacht hatten: eine verlorene Generation, die im Hotel Mamma wohnt und in den Tag hinein lebt. Ein Klischee? Wir waren zu Gast im Hotel Mamma.
Musik
Arbeit gibt es keine, und wenn doch, dann womöglich in einem Stahlwerk, das die Umwelt verpestet. Die Situation in Apulien erscheint trostlos. Auch die Musiker der Band Terraross beschäftigen sich mit der Krise in ihrer Heimat. Aber weg wollen wie auf keinen Fall. Denn: Apulien, so sagen sie, ist auch das Paradies.
Fischfang
Es lockt die Touristen an, und es bringt den Fisch: Was wäre Apulien ohne sein Meer? Seit jeher lebten die Menschen hier zu einem großen Teil von der Fischerei. Bis in den Neunzigern die Krise kam. Jetzt müssen die Fischer sehen, wo sie bleiben. So wie Domenico Facchini. Doch der hatte eine Idee.
Mafia
Über Jahrhunderte hinweg hatte die Mafia Süditalien fest im Griff. Auch Apulien blieb von ihren Machenschaften nicht verschont. Seit einiger Zeit jedoch wehrt sich die Bevölkerung. Und holt sich ihr Land zurück.
Mit „Volare“ wurde er weltberühmt. Schauspieler und Sänger Domenico Modugno, 1928 in Polignano a Mare geboren, gilt als erster Singer-Songwriter Italiens. Junge Apulier singen seine Songs noch heute. Einer von ihnen ist Sario Simone.
Enza Maffei betreibt in einem für Alberobello typischen Trullo das Caffè al peperoncino. Die kleinen Rundhäuser des Ortes sind so bekannt, dass ihnen auch schon Richard Gere ein Besuch abstattete. Dieser bringt die Einwohnerinnen noch heute zum Schwärmen.
Paolo Petrilli baut in der Nähe von Lucera alte Tomatensorten an und verarbeitet sie ohne Zucker oder andere Zusätze. Er beliefert Sterneköche auf der ganzen Welt. Sein berühmtester Kunde aber war Frank Sinatra.
Eine schmale Straße in der Altstadt von Bari. Vor den Haustüren reihen sich Tische, auf denen eine regionale Spezialität trocknet: Orecchiette. Die Köchin Nunzia De Scalo formt diese Nudeln schon ihr gesamtes Leben. Von Jamie Oliver hatte sie noch nie etwas gehört – bis er sie besuchte.
Antonio Cassano wurde 1982 in Bari geboren. Er spielte von 1997 bis 1998 beim FC Bari 1908, bevor er nach Rom wechselte. Mit der italienischen Nationalmannschaft wurde er 2012 Vizeweltmeister. Bari-Fan Nicola Antonacci erinnert sich bis heute an den Mann, dem „der Teufel seine Beine gegeben hat“.
In Bari steht direkt vor der Basilica San Nicola eine Statue des Heiligen Nikolaus. Der russische Präsident Wladimir Putin hat sie gestiftet. Padre Gerardo Cioffari war dabei.
Seine Stimme klang nach rauchigem Whiskey – vielleicht kühlte sie Joe Cocker deshalb so gerne mit einem guten Gelato. Wir haben die Eisdiele seines Vertrauens im alten Fischerdorf Polignano a Mare besucht.
Schon der römische Dichter Horaz schrieb über die apulische Landschaft. Die Gegend rund um Baia delle Zagare nannte er "weißer Morgen", weil dort das Licht morgens weißgolden glänzte.
Der Süden Italiens ist reich an Sonne, Fisch und Oliven, aber arm an Perspektiven: Zwischen Mafia, Kirche und Patriarchat bleibt für Neues kein Platz. Dachten wir. Dann sind wir nach Apulien gefahren.